Sonntag, 19. April 2015

'50er Jahre Luxus für die Zofe

Letztens war einer meiner raren freien Freitagnachmittage. Und was macht das Zöfelein so, wenn sie mal wirklich Zeit für sich selber hat und nicht für ihre Herrin allzeit parat stehen muss? Natürlich mit ihrem "kleinen schwulen Freund"* in Berlin-Mitte promenieren, Schuhe shoppen gehen und sich in alten Luxuszügen durch die Gegend kutschieren lassen. Ausführlicher war mein Tag also so, dass ich mich von meinem kleinen schwulen Freund zum Essen ausführen haben lassen. Da saßen wir nun an der Spree und lästerten über Gott und die Welt und vor allem die Herren der Schöpfung - und in meinem Fall natürlich auch über Herrinnen… (aber *pssssssst*!!! nicht an Lady Velvet Steel verraten!!!)  - ihre Anzüge und nicht zusammen passenden Schuhe, schreckliche Schnauzbärte, Hipster (ja ich weiß, leichte und billige Opfer), Goldkettchenträger usw.
Na und weil Felix woher auch immer Karten für die "Rundfahrt im legendären TransEuropExpress (TEE)"** aus dem Hut gezaubert hat, sind wir an der Spree zum Hauptbahnhof flaniert, um ja den Zug nicht zu verpassen.
Die Zugfahrer_innen unter euch kennen ja vielleicht den Berliner Hauptbahnhof mit seinen vielen Einkaufsgeschäften. Jedenfalls kann ich ja nicht an einem Schuhgeschäft vorbei gehen, ohne mal durch zu laufen. Und voilà: Ein sehr schickes Paar schöner roter Velour-Heels mit Lack-Applikation gefunden. Eigentlich müsste ich ja meine Herrin um Erlaubnis bitten, wenn ich mir Schuhe kaufen möchte. - Sie hält mir schließlich regelmäßig Vorträge über mein mangelndes Stilempfinden. Velourleder geht ja angeblich gar nicht. Jedenfalls war ich so entzückt, dass ich die Schuhe dann natürlich gleich mal zierend an meinem Füßen ließ und darin mit Felix in den TEE gestöckelt bin.
Der Service der Bahn war ausnahmsweise mal vorbildlich: Schon als man die Treppe hinunter auf Gleis 4 kam, wurde ein Getränk gereicht, bevor man den Zug betrat. Die älteren Ladies und Gentlemen der High-Society wollen natürlich verhutscherlt werden, wovon wir sehr profitiert haben. Im Gegenzug haben wir den Altersdurchschnitt des Publikums deutlich gesenkt. Dass der kleine Luxus in absolut unoriginellen Tetrapak®s gereicht wurde, sei der DB mal gnädig verziehen: Als wären in den fünfziger Jahren Tetrapak®s schon allzu verbreitet gewesen. *tztztz*
Wir setzen uns in ein leeres 1. Klasse Abteil - angeblich gab es in den TEEs nur 1. Klasse - wo wir ungestört unser Gespräch fortführten. Mittlerweile waren wir beim Thema Sex angelangt. Genauer gesagt fachsimpelten wir, wie geil sich Schwänze im Mund machen, die besten Techniken zum Flötespielen und wie man es schafft nach den französisch-Übungen trotzdem nicht brav devot zu sein… ;-)
Naja was hab ich von einem Luxuszug der fünfziger Jahre erwartet? Vermutlich eine vergoldete Klobrille? Ich fühlte mich eher an die ollen Sitzabteile in den Nachtzügen zwischen Berlin und Wien erinnert. Zugegeben, es gab deutlich mehr Beinraum. Aber was nutzt mir denn bitteschön Beinraum, wenn dann meine eigenen Beine zu kurz sind, um meine Füße auf dem Sitz gegenüber ablegen zu können, wenn es schon keine extra Fußbank gibt?! Luxusprobleme in einem uralten Luxuszug…
Eigentlich hätte ich gut eine lebende Toilette brauchen können, die meinen ganzen Sekt auftrinken hätte können. Die Zeit bis zur natürlich verspäteten Zugabfahrt mit voller Blase warten zu müssen, weil das "Geschäft" ansonsten auf die Gleise gefallen wäre, waren wirklich eine Quälerei. Also meine lieben Freunde des frisch gezapften Sekts: Wo seid ihr eigentlich, wenn ich euch mal wirklich bräuchte?! *mecker*
Worüber ich mich wirklich nicht beschweren kann: Alle viertel Stunde kam ein Kellner vorbei und bot uns Orangen-, Apfelsaft und Wasser in erstaunlich chicen Plastikbechern an. Kostenlos wohlgemerkt. Von diesem Service kann sich die Bahn mal eine dicke Scheibe abschneiden. Inzwischen muss man sich wohl das gute Servicepersonal persönlich mitbringen. Da fällt mir ein: ich wollte eh schon immer mal Sex im Zug ausprobieren! Das sollte ich auf jeden Fall im Hinterkopf behalten…

Als ich mich auf dem Sitzplatz fürs Fotoshooting räkelte, müssen der vorbeilaufenden Servicedame übrigens beinahe die Augen ausgefallen sein, sowas unartiges aber auch, die Füße nicht am Boden zu lassen:

Lottes nagelneuen roten Highheels im TEE 1950er Jahre Luxuszug. Der vorbeilaufenden Servicedame sind angeblich die Augen ausgefallen, als sie gesehen hat, wie ich mich auf dem Fahrsitz räkelte…

Als wir wieder am Hauptbahnhof ankamen, wollte ich noch unbedingt die persönliche Suite im TEE unseres Altkanzlers Helmut Schmidt sehen. *hach* wäre ich nur damals eine sexy Animierdame gewesen… *schmacht*

* Es gibt ja Gerüchte, dass jedes anständige Mädchen sich einen kleinen schwulen Freund wünscht. Meinen nennen wir mal Felix

** Legendär?! Naja ich hab vorher noch nie von dem Zug gehört… Angeblich war das ein Luxuszug in den '50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Formulierung ist übrigens O-Ton der Billetts.

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